Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb Dein Pferd Muskeln aufbauen soll: ein Jungpferd beim Anreiten, nach einer Verletzung oder Krankheit oder auch im Training um schwerere Lektionen mühelos zu schaffen. Es gibt dabei aber einige Dinge zu beachten und einzubeziehen. Denn wenn Du zu schnell vorgehst kann es sein, dass Dein Pferd sogar Muskulatur verliert, trotz hohem Trainingsaufwand.
In diesem Blogartikel erfährst Du wie Muskeln arbeiten und was es zu beachten gilt, wenn Dein Pferd im Muskelaufbau ist.
Muskeln brauchen einen Wechsel zwischen Anspannung, Dehnung und Entspannung. Während der Anspannungs- und Dehnungsphase wird das verbrauchte Blut aus ihnen herausgedrückt und in der Entspannung kann frisches, nährstoffreiches Blut in den Muskel hineinströmen. Nur so kann der Muskel optimal versorgt werden und schadlos arbeiten.
Jeder Muskel besteht aus Muskelfasern. Jede einzelne von ihnen ist in eine Faszie eingepackt! Ein Zusammenschluss aus mehreren Muskelfasern nennt sich Muskelfaserbündel. Um diesen Zusammenschluss herum liegt wieder eine Faszie. Mehrere Muskelfaserbündel zusammen ergeben dann den Muskel der - oh Wunder - wieder von einer Faszie umschlossen ist.
Faszien sind das Gewebe, in dem alle versorgenden Bahnen (Blut, Nerven, Lymphe) durch den Körper laufen. Das Fasziensystem ist ein riesengroßes zusammenhängendes System, das keinen Anfang und kein Ende hat. Alle Faszien sind miteinander verbunden, auch die kleinen, die die einzelne Muskelfaser umgeben.
Die meisten Menschen denken, dass es für Muskelzuwachs möglichst viel Training bedarf. Also wird jeden Tag ein anstrengendes Training angestrebt. Jeden Tag eine Steigerung im Gegensatz zum Vortag eingebaut. Und dann wundern sich viele, warum der Muskelzuwachs zu wünschen übrig lässt.
Es sind aber die Pausen, in denen der Muskel wächst. Natürlich braucht er einen überschwelligen Trainingsreiz*, aber der eigentliche Zuwachs entsteht in den Pausen. In Folge des überschwelligen Trainingsreizes ist der Muskel direkt danach erst mal schwächer als vorher. Der Körper verarbeitet diesen Reiz und schafft die Voraussetzung dafür diesem Reiz ab sofort standhalten zu können. Dies dauert ca. 48 Stunden. Findet dann ein weiterer überschwelliger Trainingsreiz statt passt der Körper sich wieder an.
* Ein überschwelliger Trainingsreiz liegt knapp über dem, was der Körper aktuell gut leisten kann. Es bedeutet nicht, dass Dein untrainiertes Pferd direkt eine Stunde Dressurarbeit auf dem Platz verrichten soll!!!
Nach 4-6 Wochen solltest Du die Steigerung auf jeden Fall etwas pausieren (= nicht weiter steigern), denn die Anpassungsleistung hat seine Grenzen. Dann geht es um das Erhalten und Festigen des Trainingsstandes.
Bei korrektem Training sind nach 4 Wochen erste sichtbare Veränderungen zu beobachten. Allerdings brauchen fasziale Strukturen deutlich länger um sich anzupassen. Um sich zu verändern brauchen sie bis zu ½Jahr! Auch deshalb sind die Pausen zum Erhalten und Festigen des Trainingsstandes wichtig. So verhinderst Du, dass Muskeln zu schnell wachsen und die Faszien diese Einschnüren.
Das Muskeltraining Deines Pferdes sollte am aktuellen körperlichen Zustand Deines Pferdes angepasst sein. Dafür musst Du bestimmen, was Dein Pferd mühelos leisten kann und ab wann es eine Leistungssteigerung ist.
Du kannst Dir hier folgende Fragen stellen:
Wie lang kann Dein Pferd reell in Selbsthaltung laufen?
Wie lange schafft es einen ausbalancierten Schritt /Trab / Galopp auf gerader / gebogener Linie?
Wie lange kann es Dich wirklich tragen?
Da es in den meisten Fällen darum geht, Muskulatur aufzubauen, damit das Pferd schadlos reitbar ist, solltest Du mit dem Muskelaufbau am Boden beginnen. Zwar kann man reiten (natürlich) nur durch Reiten trainieren, aber es sollte eine gewisse Grundkraft und Muskelkoordination beim Pferd vorhanden, damit es dies leisten kann.
Setze maximal jeden zweiten Tag einen überschwelligen Reiz. Falls Du das zeitlich nicht schaffst, geht auch jeder dritte Tag. Dann kann es sein, dass der Muskelaufbau nicht ganz so schnell geht, aber diese Zeit solltest Du Dir und Deinem Pferd geben.
Pausen heißen nicht stehen lassen! Dein Pferd darf sich in den Pausen bewegen. Für den gesamten Stoffwechsel ist das eine wichtige Sache. Nur, wenn Dein Pferd in einem super Offenstall steht, in dem es jeden Tag richtig viel in Bewegung ist darf es auch zwischen den Einheiten ”stehen”. Dieses Pferd trainiert sich durch die tägliche Bewegung aber auch selbst hervorragend mit.
Schaffe unbedingt ein Klima, in dem die Arbeit Dir und Deinem Pferd Spaß macht! Bau so viel Abwechslung wie möglich ein. Trainier an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Materialien. Das Krafttraining Deines Pferdes kann von Longenarbeit über Handarbeit, Langzügel, Agility und Podestarbeit bis zu Zirkuslektionen reichen. Alles wirkt kräftigend und fördert den Körper auf unterschiedliche Weise.
Ich weiß, dass es unglaublich viel Druck machen kann, wenn das Pferd Muskeltraining “verschrieben” bekommt. Aber je mehr Druck Du Dir machst, umso mehr Leichtigkeit werden Du und Dein Pferd einbüßen. Denn Druck macht immer hart.
Mach Dir bewusst, warum ihr dieses Training macht und ob es dafür einen Tag gibt, an dem ihr ein “Muskelziel” erreicht haben müsst. In der Regel ist es nämlich egal, ob ihr ganz schnell vorankommt oder eher langsam. meist sitzt uns die Lust zum Reiten im Nacken oder die anderen Einstellerinnen mit klugen Tipps, wie es noch schneller gehen könnte.
Hör dabei auf Dich und Dein Bauchgefühl. Lass Dich nicht stressen. Es ist das Training von Dir und Deinem Pferd. Es ist Eure Sache, wie schnell ihr welches Ziel erreicht!
Wenn Du Unterstützung beim Muskeltraining Deines Pferdes brauchst helfe ich Dir gern in der 1:1-Betreuung bei den nächsten Schritten.
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